Ausgeprägte Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt kann die Lebensqualität im Alltag stark einschränken. Betroffene leiden meist schon Tage vor dem vereinbarten Termin beim Zahnarzt unter Schlaflosigkeit, Gereiztheit oder Panikattacken. Nicht selten werden Termine kurzfristig abgesagt und immer wieder aufgeschoben, bis der Zahnarztbesuch aufgrund von starken Schmerzen unvermeidbar geworden ist. In Wartezimmern und Behandlungsräumen leiden Angstpatienten Qualen: die Angstsymptome reichen von Übelkeit und Schweißausbrüchen über Zittern bis hin zu Atemnot, Schwindel oder gar Ohnmacht.
Mögliche Ursachen für die Zahnarztangst
Nicht selten sind negative Erlebnisse in der Kindheit der Grund für eine ausgeprägte Angst vor dem Besuch beim Zahnarzt. Die Erinnerung an Begegnungen mit unsensiblen Ärzten, Schmerzen und das Gefühl, als junger Patient dem Zahnarzt hilflos ausgeliefert zu sein, lassen Betroffene oftmals bis ins Erwachsenenalter nicht mehr los und machen jeden Versuch, einen Termin zu vereinbaren, zunichte. Oftmals verhindert auch die Scham über den schlechten Zustand der eigenen Zähne einen Besuch beim Zahnarzt. Die Vorstellung, dass der Arzt den eigenen Ängsten verständnislos gegenüberstehen oder sogar vorwurfsvoll reagieren könnte, hindert viele Menschen daran, überhaupt erst einen Termin zu vereinbaren. Betroffene sollten jedoch bedenken, dass Zahnärzte auch den Anblick von schlechten Zähnen gewohnt sind und in erster Linie ihren Patienten helfen möchten. Scham ist bei einem Arztbesuch grundsätzlich fehl am Platz.
Hilfreich: Kontakt zu Leidensgenossen
Viele Betroffene fassen Mut, wenn sie mit Menschen in Kontakt treten, die unter den gleichen Ängsten leiden. Die Erkenntnis, dass es sehr vielen Personen ganz ähnlich geht, ist oft bereits der erste Schritt auf dem Weg zur Bekämpfung der Zahnarztangst. Kontakt zu anderen Betroffenen kann beispielsweise über Selbsthilfegruppen oder diverse Internetforen gesucht werden, die den Vorteil bieten, sich anonym austauschen zu können. So können Angstpatienten allmählich beginnen, sich mit ihren Ängsten auseinanderzusetzen, Ursachenforschung betreiben und sich an den Gedanken eines Zahnarztbesuches gewöhnen. Denn nicht selten wurde das Problem über viele Jahre verdrängt, jedes Gespräch über Zahnärzte gemieden und Schmerzen mit starken Medikamenten betäubt. Das Thema „Zahnarzt“ überhaupt an sich heranzulassen ist daher ein äußerst wichtiger Schritt.
Den richtigen Zahnarzt finden
Die Suche nach dem richtigen Zahnarzt gestaltet sich für Angstpatienten meist sehr schwierig. Nicht zu wissen, was für einem Menschen man in der Praxis gegenüberstehen wird, ob er Verständnis für die eigenen Ängste hat und behutsam darauf eingehen wird – all diese unbeantworteten Fragen verunsichern ängstliche Menschen noch mehr und verursachen die schlimmsten Fantasien. Daher ist es für Betroffene besonders wichtig, den Zahnarzt sorgfältig auszuwählen. Eventuell können Freunde oder Verwandte einen Zahnarzt empfehlen und von positiven Erlebnissen berichten, die beruhigend auf die Sorgen von ängstlichen Menschen einwirken können.
Des Weiteren haben sich zahlreiche Zahnärzte auf die Behandlung von Angstpatienten spezialisiert und nehmen sich in diesen Fällen besonders viel Zeit für ein ausgiebiges Gespräch und die Klärung aller offenen Fragen. Auf Wunsch ist es oft auch möglich, den ersten Zahnarzttermin lediglich als Kennenlern-Termin zu gestalten, ohne dass der Patient auf dem so gefürchteten Zahnarztstuhl Platz nehmen muss oder bereits Behandlungen durchgeführt werden. Dieser erste Kontakt mit Arzt und Arzthelferinnen, sowie das Erleben der Atmosphäre in den Praxisräumen stellt einen sehr wichtigen Schritt auf dem Weg zur Angstbekämpfung dar.
Mit Entspannungstechniken gegen die Ängste ankämpfen
Um die negativen Gefühle, die bei dem Gedanken an eine zahnärztliche Behandlung entstehen, in den Griff zu bekommen und die Tage vor dem Termin gut zu überstehen, können diverse Entspannungstechniken eine große Hilfe sein. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen beispielsweise ist eine leicht anwendbare Form der Tiefenmuskelentspannung und kann regelmäßig ausgeführt die innere Gelassenheit fördern und das Selbstbewusstsein stärken. Auch autogenes Training oder meditative Verfahren wie Yoga können das leisten. Einige Entspannungstechniken können auch auf dem Weg zum Zahnarzttermin, in Warteräumen oder sogar auf dem Behandlungsstuhl selbst angewandt werden.
Der letzte Ausweg: Behandlung in Narkose
Wenn die Zahnschmerzen unerträglich werden, aber dennoch bereits der Gedanke an den Besuch beim Zahnarzt Qualen verursacht, sollte die Möglichkeit einer Behandlung in Vollnarkose in Betracht gezogen werden. Zahlreiche Zahnärzte bieten diese Behandlungsart an und arbeiten zu diesem Zweck mit Anästhesisten zusammen. Besonders für Betroffene mit bereits stark geschädigtem Gebiss, die eine aufwändige Sanierung benötigen, stellt die Narkose eine Alternative dar. Jedoch sollte berücksichtigt werden, dass eine Behandlung in Narkose zwar die Zahnprobleme beseitigt, jedoch nicht die Angst selbst. Auch nach der Zahnsanierung sollte zweimal jährlich ein Besuch beim Zahnarzt absolviert werden. Ist das dem Angstpatienten nicht möglich, wird es nicht lange dauern, bis die Zähne wieder in einem schlechten Zustand sind und der Teufelskreis von Neuem beginnt. Dennoch kann es in bestimmten Fällen sinnvoll sein, größere Eingriffe wie beispielsweise das Ziehen von Zähnen oder Wurzelbehandlungen in Narkose durchzuführen. Durch kleinere, „harmlose“ Behandlungen wie beispielsweise dem Entfernen von Zahnstein kann der Patient dann langsam an regelmäßige Zahnarztbesuche herangeführt werden, um die Angstgefühle in kleinen Schritten abzubauen.